Der aus Ghana stammende Party Influencer «Travis the Creator» steht wegen Missbrauchsanklagen in Zürich vor Gericht. Eine Doku zeigt, wie er Frauen manipuliert. Travis soll Frauen unter Druck gesetzt haben, um Sex zu erzwingen. Die Staatsanwaltschaft fordert sechs Jahre Haft und einen Landesverweis.

Afrikanischer Partyveranstalter «Travis the Creator» aus Ghana schändet und missbraucht mehrere Frauen. Wegen Vergewaltigungsvorwürfen erneut vor Gericht in Zürich.

Am 24. März muss sich der aus Ghana stammende Influencer wegen mehrfacher Vergewaltigung und Schändung vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Der vorbestrafte Travis ist der mehrfachen Vergewaltigung, der mehrfachen sexuellen Nötigung und der mehrfachen Verletzung des Geheim- und Privatbereichs durch Aufnahmegeräte angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und einen Landesverweis von 12 Jahren.

«Don’t be shy» – wie ein vorbestrafter Influencer aus Ghana Frauen gefügig machte und sie missbrauchte. Weil er einer Frau gegen ihren Willen seinen Penis in den Mund drückte, wurde er 2021 in einem Fall wegen Schändung schuldig gesprochen.

Der Champagner fliesst in Strömen, leicht bekleidete Frauen räkeln sich in der Sonne und inszenieren sich für den perfekten Schein. Mittendrin präsentiert sich «Travis the Creator», selbsternannter Fashion-Influencer und Partyveranstalter. Der 30-jährige Partyveranstalter aus Ghana greift den vornehmlich jungen Frauen ans Gesäss oder greift ihnen an die Kehle. Immer wieder sagt er ihnen «don’t be shy» – «sei nicht schüchtern». Oder besser gesagt: «Tue doch nicht so.» Der Satz ist Motto und Mantra gleichermassen, das Ziel laut Zeugen immer dasselbe: Frauen sollen sich ihm hingeben, ihm gehorchen – und am liebsten auch Sex mit ihm haben. Wer nicht will, wird unter Druck gesetzt oder sogar bedroht. Ein rund 70-minütiger Dokumentarfilm des «Tages-Anzeiger» gibt nun erstmals Einblicke in das «System Travis».

Drei Jahre lang haben die Journalisten recherchiert, drei Jahre lang mit Frauen über seine Masche gesprochen, die für die Opfer traumatisierend war. Die Recherchen enthüllen eine Welt der Manipulation, Einschüchterung und Angst. Der 159 Zentimeter grosse afrikanische Fashion-Influencer eröffnete vor Jahren einen eigenen Kleiderladen in Zürich, Nati-Spieler wie Breel Embolo oder Manuel Akanji kauften bei ihm ein. Spätestens im November 2021 schien sein Influencer-Stern im Sinken begriffen zu sein: Mehrere Frauen erhoben schwere Vorwürfe gegen Travis. Zuerst anonym, dann auf Tiktok und Instagram.

Weil er einer Frau gegen ihren Willen seinen Penis in den Mund drückte, wurde er in einem Fall wegen Schändung schuldig gesprochen. Einem Landesverweis entging er. Wie Sascha Britsko («Das Magazin») und Oliver Zihlmann (Tamedia-Recherchedesk) im Dokumentarfilm nachzeichnen, agiert Travis als sogenannter «Concierge» für gutverdienende Superstars: Travis habe die Frauen organisiert, schildert im Film sein ehemaliger Geschäftspartner.

Sie heissen Alena, Stefanie, Tanja und Emma. Ihre Geschichten wiederholen sich: Travis habe ihnen etwas versprochen – ein Fotoshooting, schöne Ferien oder eine geile Party – dann habe er sie manipuliert, überrumpelt, um Sex mit ihnen zu haben – gegen ihren Willen. «Er ist besessen von Sex. Wenn er dich in eine schöne Villa einlädt, erwartet er Sex von dir», sagt der ehemalige Geschäftspartner von Travis.

Wie im Film gezeigt wird, sind die Frauen zum Zeitpunkt des Übergriffs oft sehr jung. Einige sagen auch, sie seien minderjährig gewesen. Ihr Protest, ihr klares Nein, sei von Travis schlichtweg ignoriert worden. «Don’t be shy» hiess es dann jeweils, «sei nicht schüchtern». Viele Frauen schildern, dass sie sich nicht trauten, sich zu wehren. Andere verfielen in eine Schockstarre.