Die bisherigen Prognosen zur Klimazukunft der Schweiz müssen kräftig nach oben korrigiert werden. Das zeigen Recherchen von SRF. Selbst Forschende sind überrascht von der Geschwindigkeit, mit welcher die Temperaturen steigen.

Neue Klimaprognose: Das Klima in der Schweiz erwärmt sich schneller als bisher angenommen.

Wärmster Winter, trockenster Juni, im August in der Nordschweiz fast 40 Grad – wir haben uns an die Rekorde schon fast gewöhnt.

Und trotzdem sei es für ihn als Klimawissenschaftler und Meteorologe eindrücklich, wie gross die Veränderungen seien, sagt Simon Scherrer von Meteo Schweiz. Parallel dazu haben die Starkniederschläge zugenommen. Sie sind häufiger und intensiver geworden. «Andererseits haben wir im Sommer durch die starke Zunahme der Temperatur eine Austrocknung, die wir vermehrt sehen. Trockene Sommer kommen in den letzten Jahren massiv häufiger vor als früher.»

Soweit Stand heute. Aber wie geht es weiter? Simon Scherrer erarbeitet zusammen mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Klimaszenarien für die Schweiz, welche das Bundesamt für Meteorologie in regelmässigen Abständen herausgibt. Die letzten Szenarien aus dem Jahr 2018 müssen massiv überarbeitet werden. Auch wenn die weltweiten Klimaschutzmassnahmen greifen sollten, braucht es lange, bis sie Wirkung zeigen. Das heisst, die Temperaturen werden noch weiter ansteigen – je nach Ernsthaftigkeit der Klimaschutzmassnahmen einfach langsamer oder schneller.

Die Temperatur in der Schweiz hat sich gegenüber der vorindustriellen Zeit schon um 2.8 Grad erwärmt. «Wir hatten vor vier, fünf Jahren noch von 2 Grad Erwärmung geredet. Jetzt stehen wir bei 2.8. Es kommt nicht mehr so auf die Kommastelle an. Wir denken schon fast in halben Grad, was die Zunahme innerhalb kürzester Zeit betrifft.»

Geht man von einem mittleren Szenario aus, wird sich der weltweite Temperaturanstieg in den nächsten 25 Jahren etwa verdoppeln. Weil der Temperaturanstieg über Land und auf der Nordhalbkugel aber stärker ist, gilt für die Schweiz Faktor zwei: «Die mittleren Szenarien sind jetzt im Moment zwischen vielleicht 2.5 bis 3 Grad global. Und in der Schweiz sind wir mit dem Faktor zwei bei 4 bis 5 Grad.»