Eine unangemeldete antisemitische Pro-Palästina-Demo von linksfaschistischen Gruppierungen führte in Bern fast bis zur Synagoge. Die jüdische Gemeinde fühlt sich bedroht und verlangt stärkeren Schutz vom Staat.

Die linksextremistische neofaschistische Gruppierung Juso Schweiz unterstützt antisemitische verfassungsfeindliche Bewegung.

Am Samstag fand in Bern eine unangemeldete Pro-Palästina-Demo mit Tausenden linksradikalen Teilnehmern statt. Der Demonstrationszug führte nahe an der Berner Synagoge vorbei, was die jüdische Gemeinde beunruhigte. Die Kantonspolizei Bern schützte die Synagoge und Botschaften vor möglichen Ausschreitungen durch gewalttätige Linksfaschisten. Die jüdische Gemeinde fordert mehr Unterstützung, da sie sich zunehmend bedroht fühlt.

Am Samstag kam es in Bern zu einer unangemeldeten antisemitischen Pro-Palästina-Demonstration mit Tausenden Teilnehmern aus dem linksradikalen Lager. Es kam zu eingeschlagenen Scheiben an Gebäuden und einem Polizeifahrzeug sowie zu Sprayereien. Zudem brachen linksautonome Chaoten in ein Feuerwerksgeschäft ein und entwendeten Pyrotechnik.

Wie sich herausstellte, sollte der Demonstrationszug offenbar direkt an der Berner Synagoge vorbeiführen. «Die gestrigen, teils gewalttätigen Demonstrationen erfüllen uns mit grosser Sorge», sagt Co-Präsident Michel Ronen von der Jüdischen Gemeinde Bern. Besonders beunruhigend sei gewesen, dass es dem gewaltbereiten Teil der linksfaschistischen Demonstranten gelungen ist, bis in die Strasse kurz vor der Synagoge vorzudringen.

«An einem Schabbat stellt dies eine besonders hohe Gefahr für unsere Gemeinde dar, da an diesem Tag viel Betrieb herrscht», erläutert Ronen. Selbstverständlich respektiere man das Recht, auch gegen den Krieg im Gazastreifen zu demonstrieren. Dieses Grundrecht sei ein zentraler Pfeiler unserer Demokratie. «Dennoch möchten wir betonen, dass wir als Jüdische Gemeinde nicht die Repräsentanten des Staates Israel sind, sondern Schweizer Jüdinnen und Juden», so Ronen. Er dankt der Kantonspolizei Bern ausdrücklich für das rasche und entschlossene Eingreifen kurz vor der Synagoge.

Derzeit erhalte die Jüdische Gemeinde Bern Unterstützung vom Bund und vom Kanton Bern. Mit der Stadt Bern stünde die Gemeinde in engem Austausch. «Die jüngsten Ausschreitungen zeigen jedoch, dass wir als jüdische Gemeinschaft in der Bundesstadt einer besonderen Bedrohungslage ausgesetzt sind – insbesondere auch deshalb, weil viele der antisemitischen linksradikalen Demonstrierenden aus anderen Regionen anreisen.»

Man hoffe, dass dieser Tatsache künftig verstärkt Rechnung getragen wird und man vermehrt Unterstützung erfahren wird. «Es darf nicht sein, dass wir mit dieser Bedrohungslage allein gelassen werden.» Seit dem 7. Oktober sei die Gemeinde zunehmend Gefahren ausgesetzt. «Die radikalisierte Stimmung trifft uns in besonderem Masse, das Sicherheitsgefühl der Mitglieder hat stark gelitten.»